Green IT: So können Sie mithelfen, Ihr Unternehmen umweltfreundlicher zu gestalten

Nachhaltige IT, Green Computing und Green IT - es gibt mehrere Begriffe, welche die gleichen Bestrebungen ausdrücken: IT Verantwortliche sollten versuchen, ökologischer zu handeln. Wie das geht, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Definition: Was bedeutet Green IT?

Green IT, auch Green Computing genannt, ist ein recht schwammiger Sammelbegriff, unter dem man verschiedene Maßnahmen versteht. Einerseits geht es bei der Green IT darum, für die Herstellung und Nutzung von IT Produkten weniger Ressourcen zu verbrauchen. Die Bezeichnung steht ebenso für den Einsatz von Software- und Hardware-Lösungen, die dazu beitragen, umweltfreundlicher zu agieren.
 

Beispiele: Green IT in der Praxis

Wenn Sie für Ihr Unternehmen neue Computer kaufen, die weniger Energie verbrauchen, oder die Kollegen dazu ermutigen, weniger zu drucken, sind Sie im Bereich Green IT tätig. Ein weiteres Beispiel für “grüne Informationstechnologie” ist, wenn Sie geschäftliche Smartphones anschaffen, die mit weniger umweltschädlichen Stoffen produziert wurden und sich zudem leicht reparieren lassen.
 

Ziele: Warum ist nachhaltige IT so wichtig?

Der Mensch verbraucht extrem viele Ressourcen und zerstört dabei die Umwelt - und damit sukzessive seine Lebensgrundlage. Wenn Sie eine Green-IT-Strategie verfolgen, möchten Sie dazu beitragen, dass bei der Produktion und Nutzung von IT Produkten und Dienstleistungen möglichst wenig natürliche Ressourcen wie Wasser, Öl und Holz oder künstliche Ressourcen wie Strom und Maschinen benötigt werden. Ebenso sollte es unterbunden werden, dass Schadstoffe wie giftige Chemikalien oder Treibhausgase in die Umwelt gelangen.

Die zunehmende Digitalisierung in Deutschland und dem Rest der Welt ist zwar gut, doch sie hat einen Nachteil: Der Verbrauch von Ressourcen wird schwerer sichtbar. Wer SAP nutzt, Netflix schaut oder Fortnite zockt, denkt kaum daran, dass dafür zig Server laufen müssen, die viel Strom und Kühlung benötigen. Hier ein Beispiel, wie viel Tonnen CO2 pro Jahr alleine von deutschen Rechenzentren in den letzten Jahren emittiert wurden:

Da wir alle kaum noch ohne Smartphones, Notebooks, Apps und Internet leben möchten, wird theoretisch der Ressourcen-Verbrauch im Bereich IT zunehmen. Deshalb hat sich die Green-IT-Bewegung das Ziel gesetzt, dem entgegenzuwirken.

Gut zu wissen: Unter der Flagge “Green IT” kann Ihr Unternehmen nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ethische Ziele verfolgen. So könnten Sie beispielsweise IT Hardware einkaufen, die umweltfreundlich und unter fairen Bedingungen hergestellt wird. Damit verschwimmen die Grenzen zwischen Green IT und der sogenannten Fair IT.
 

Marketing: Achtung, Greenwashing!

“Bio” und “Öko” sind derzeit angesagt und können verkaufsfördernd wirken. Deshalb möchten sich viele Unternehmen damit rühmen, bei diesem Trend mitzumachen. Es liegt deshalb nahe, auf seiner Firmenwebsite von Nachhaltigkeit zu reden und Green IT als Schlagwort zu verwenden. Das klingt gut und verleiht ein “grünes” Image.

Vorsicht: Sich mit falschen Federn zu schmücken, kann schnell nach hinten losgehen. Wenn Ihr Unternehmen behauptet, auf nachhaltige IT Lösungen zu setzen, aber keine relevanten Maßnahmen ergreift, betreibt es Greenwashing. Greenwashing bedeutet, es wird nur so getan, als würde man ökologisch agieren. Damit soll die sinnbildliche (schwarze) Weste nicht “weiß”, sondern “grün” gewaschen werden. 

Kommt es an die Öffentlichkeit, dass Ihr Unternehmen Greenwashing betreibt, kann das in einem PR-Desaster enden. Dieses beschädigt unter Umständen die Reputation für viele Jahre. Dementsprechend ist es nicht ratsam, von Green IT zu reden, wenn die Maßnahmen erfunden sind oder nur halbgar umgesetzt werden!
 

Maßnahmen: Wie lässt sich Green IT realisieren?

So weit gefasst wie der Begriff sind auch die Möglichkeiten, die Sie ergreifen können, um Ihre IT “grüner” zu gestalten. Hier ein paar Tipps für Ihre Green-Computing-Strategie:
 

Home Office

Wenn Sie und Ihre Kollegen nicht mehr so häufig mit dem Auto oder mit Bus und Bahn ins Büro pendeln, spart das viel Zeit und CO2 ein. Doch bedenken Sie, dass die erforderlichen Mobilgeräte produziert werden müssen und Strom benötigen. Auch die Kommunikation per Internet hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck. Deshalb sollten Sie beim Home Office und Remote Work zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um “grüner” zu agieren.
 

Ökostrom

Beziehen Sie für Ihre IT Infrastruktur nur Strom von zertifizierten Ökostrom-Anbietern. Das garantiert, dass für Ihren Stromverbraucher keine Kohle, kein Gas oder Öl verbrannt wurde. Auch der Bezug von “Atomstrom” ist bei echten Ökostrom-Anbietern ein No-Go. Sie erzeugen ihre Energie unter anderem mit Wind, Wasser und Sonnenlicht.

Haben Sie die Möglichkeit, sollten Sie auch in Ihrem Unternehmen den Strom selbst umweltfreundlich herstellen - beispielsweise mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage.
 

Hosting

Eigene Server zu betreiben, ist zeit- und kostenaufwendig. Verständlich, dass immer mehr Unternehmen für Ihre Website (beispielsweise den eigenen Onlineshop) und Infrastruktur auf externe Hoster und Cloud-Anbieter setzen. Erweitern Sie bei der Auswahl des passenden Anbieters Ihren Kriterienkatalog um den Punkt “Green Hosting”.

Beim Green Hosting garantiert der Anbieter unter anderem, dass seine Server nur mit Ökostrom laufen und dass er die Rechenzentren effizient betreibt. Das weist der Green Hoster durch Zertifikate nach.
 

Hardware

Achten Sie beim Einkauf Ihrer Hardware-Komponenten nicht nur auf die Leistung und den Preis. Machen Sie sich ebenso über die Produktionsbedingungen und den Stromverbrauch schlau. Und finden Sie heraus, wie robust und langlebig die geplanten Anschaffungen sind. Notebooks, Smartphones und Tablets, die jedes Jahr ausgetauscht werden müssen, weil sie nicht mehr funktionieren, widersprechen dem Green-IT-Gedanken.

Und: Schaffen Sie nur so viel Hardware an, wie Sie aktuell und mittelfristig benötigen. Das schont ihren Geldbeutel und die Umwelt. Denn jeder Computer und jeder Server, der nicht produziert wird, verbraucht auch keine Ressourcen.
 

Recycling

Versuchen Sie, so viel wie möglich wieder zu verwerten. Das beginnt bei Kleinteilen wie Druckerpatronen und endet nicht beim Reanimieren alter Laptops. Ermuntern Sie Ihre Kollegen dazu, vermeintlich ausgediente Hardware weiter zu verwenden oder ihr ein neues Leben einzuhauchen. Müssen Sie sich wirklich von einem Gerät wirklich trennen, so sorgen Sie für eine sachgerechte Entsorgung, bei der einzelne Komponenten recycelt werden.
 

Stand-By

Ja, es ist extrem komfortabel, wenn ein Computer binnen weniger Sekunden hochfährt und man da weiterarbeiten kann, wo man zuletzt aufgehört hat. Auch Drucker, Scanner und WLAN-Netze, die immer verfügbar sind, haben ihre Vorteile. Doch müssen wirklich alle Geräte immer auf Stand-by sein? Macht es Sinn, nachts oder am Wochenende, wenn keiner im Büro arbeitet, unnötig Strom zu verbrauchen? Nein!

Erstellen Sie deshalb einen Plan, wann welche Geräte wirklich benötigt werden - und wann sie auf den bequemen Stand-by-Betrieb verzichten können.
 

Videokonferenzen

Müssen Sie wirklich für jedes Meeting ans andere Ende von Deutschland fahren oder in ein anderes Land fliegen? Engagieren Sie sich dafür, dass in Ihrem Unternehmen weniger Geschäftsreisen unternommen und dafür mehr Videokonferenzen abgehalten werden. Doch auch hier sollte man nicht übertreiben, denn die “Video-Telcos” erzeugen einen hohen Datenverkehr. Und dafür müssen unter anderem Server gebaut und betrieben werden.

Viele Videokonferenzen lassen sich verkürzen, indem Sie Ihre virtuellen Meetings effizienter gestalten. Und vielleicht reicht auch eine Rundmail oder ein Slack-Chat aus, um ein Thema zu klären?

Datenverkehr

“Kleinvieh macht auch Mist” - diese alte Volksweisheit lässt sich auf das digitale Zeitalter übertragen. Jeder Webseitenaufruf, jede Videokonferenz, jeder Musikstream und auch jede E-Mail erzeugen Daten. Daten, die durch eine IT Infrastruktur verarbeitet werden müssen. Machen Sie sich das immer klar.

Beginnen Sie im Kleinen: Vermeiden Sie, Mails mit langen Anhängen zu versenden und Websites mit vielen unnötigen Inhalten ins Netz zu stellen. Und führen Sie Ihre Daten-Sparsamkeit im Großen weiter, zum Beispiel wenn Sie als Data Scientist tagtäglich mit Big Data arbeiten.
 

Software

Auch die Wahl der richtigen Software und deren Benutzung ist ein Baustein der Green IT. Denken Sie unter anderem darüber nach, umweltfreundliche Suchmaschinen zu nutzen, den Dark Mode im Browser zu aktivieren oder bei Videoportalen die Qualität von HD auf eine niedrigere Qualität herunterzuschrauben. Oder deaktivieren Sie alle Programme und Cloud-Anwendungen, die im Hintergrund laufen, aber nicht wirklich benötigt werden - beispielsweise soziale Netzwerke sowie Chat- und Mail-Programme, die vom fokussierten Arbeiten ablenken.
 

Kompensation

Selbst wenn Sie ganz streng versuchen, ökologisch und nachhaltig zu handeln, wird Ihr Unternehmen alleine im Bereich IT viele Ressourcen verbrauchen und einen großen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Das können Sie durch eine Kompensation ausgleichen, indem Sie Naturschutzprojekte monetär unterstützen. Die Projekte forsten zum Beispiel Wälder auf oder fördern den Ausbau regenerativer Energien.

CO2-Kompensation mag eine gute Sache sein, wenn Sie einen seriösen Anbieter wählen. Doch es ist immer besser, für so wenig Umweltbelastung wie möglich zu sorgen!
 

Zertifikate: Belegen Sie Ihre IT-Nachhaltigkeit

Kennen Sie den Spruch “Tu Gutes und sprich darüber”? Übersetzt bedeutet er: Wenn Sie in der IT wirklich nachhaltig agieren, dann lassen Sie sich das bestätigen - durch Audits und Zertifikate. Davon gibt es mittlerweile jede Menge, von namhaften Instituten und Umweltorganisationen bis hin zu kleinen Unternehmen.

So können Sie eine Zertifizierung zum Green IT Consultant absolvieren, das Label “Green Software Design” erwerben oder die ISO 14001 (“Umweltmanagement”) umsetzen. Fördern Sie regenerative Energien, um Ihre Server zu betreiben, können Sie sich das ebenso bescheinigen lassen.

Aber wie gesagt: Übertreiben Sie es bei der Kommunikation nicht, ansonsten rutschen Sie schnell ins Greenwashing ab!
 

Fazit: Erfüllen Sie die Green-Computing-Anforderungen!

Umweltschutz und ein achtsamer Umgang mit Ressourcen ist für uns alle gut. Helfen Sie aktiv mit, die IT “sauberer” zu machen. Wie Sie sehen, gibt es viele Maßnahmen und Möglichkeiten. Sehr viele lassen sich recht einfach realisieren und zeigen zusammengenommen am Ende große, positive Effekte.

Bilder: Adobe Stock, Statista