Mehr Erfolg im Bewerbungsgespräch - dank dem Chamäleon-Effekt
2020-11-24T14:35:00+01:00Wenn Sie sich in einem Vorstellungsgespräch befinden, möchten Sie auf einen Recruiter den bestmöglichen Eindruck machen. Das gelingt Ihnen unter anderem durch die Nutzung des sogenannten Chamäleon-Effekts. So wenden Sie ihn an.
Chamäleon-Effekt: Was ist das?
Verschiedene Tierarten können ihr Erscheinen verändern. Zum Beispiel haben Chamäleons die erstaunliche Gabe ihre Hautfarbe zu wechseln. Das geschieht meist, um eine Gefühlsregung zu zeigen. Damit signalisieren sie anderen Chamäleons unter anderem, ob sie entspannt oder gereizt sind.
Derartige Gefühlsregungen zeigen auch wir Menschen, nur auf andere Art und Weise. Wir senden verbale und nonverbale Signale aus. Wenn Menschen andere Menschen nachahmen - bewusst oder unterbewusst - nennt sich das Chamäleon-Effekt.
Wie zeigt sich der Chamäleon-Effekt?
Das kennen Sie sicherlich: Wenn sich ein Mann und eine Frau sympathisch sind, nehmen sie gegenseitig die Mimik und Gestik des anderen auf. Lächelt beispielsweise die Frau, lächelt bald auch der Mann. Wippt er leicht mit seinen Füssen, übernimmt sie das. Nippt sie am Weinglas, macht er das wahrscheinlich ebenso.
Wenn zwei Menschen sich gegenseitig nachahmen, zeigen sie dadurch: “Wir sind auf einer Wellenlänge”. Wissenschaftler sehen darin das menschliche (und auch tierische) Bedürfnis nach Symmetrie und Harmonie. Wo es Gleichklang gibt, herrscht Zustimmung und Zufriedenheit.
Das Nachahmen des Gegenübers teilen Psychologen in drei Stufen ein:
- Matching: Die Gestik und Mimik wird nur gering übernommen
- Pacing: Die Personen imitieren sich stark und agieren fast im “Gleichschritt”
- Rapport: Es besteht eine enge Verbindung und damit eine sehr hohe Synchronisierung
Warum Sie den Chamäleon-Effekt nutzen sollten
Das Imitieren anderer nennt sich in der Biologie Mimikry. Die Mimikry dient zum Schutz oder zum Anlocken. Es ist ein Wechselspiel aus Angreifer und Beute, fressen und gefressen werden. So schlimm geht es bei einem Bewerbungsgespräch nicht zu, trotzdem ist die Situation angespannt: Der Bewerber möchte sich im besten Licht zeigen, um den heiß ersehnten Job zu bekommen; der Recruiter will den Bewerber “durchleuchten”, um die vakante Position ideal zu besetzen.
Schwingen Sie als Bewerber mit dem Recruiter nicht auf einer Wellenlänge? Versuchen Sie den Chamäleon-Effekt gezielt einzusetzen, um einen Gleichklang und eine Verbindung aufzubauen. Entsteht so eine Art Harmonie, steigen Ihre Chancen auf die Stelle.
Wie Sie die Mimikry einsetzen können
Nutzen Sie den Chamäleon-Effekt ganz bewusst, indem Sie:
- die verbalen und nonverbalen Signale Ihres Gesprächspartners analysieren.
- herausfinden, wo Sie am besten durch Mimikry ansetzen können.
- sukzessive die Mimik, Gestik und Sprache des Recruiters übernehmen.
Das bedeutet: Sie…
- sprechen ungefähr in der gleichen Tonlage und Geschwindigkeit.
- fassen sich auch gelegentlich an die Nase, schlagen die Beine übereinander, lehnen sich vor oder zurück.
Was Sie unbedingt beachten sollten
Übertreiben Sie es nicht mit der Mimikry! Wenn Ihr Gegenüber merkt, dass Sie ihn bewusst imitieren, denkt er, Sie würden ihn nachäffen - und somit nicht ernst nehmen. So entsteht der komplett gegenteiligen Effekt von dem, was Sie mit dem Chamäleon-Effekt erreichen wollten: Sie wirken unsympathisch.
Bei manchen Personen kann auch nur ein dezentes Nachahmen sofort zu Widerstand führen. Übernehmen Sie beispielsweise die Gestik eines ablehnend wirkenden Menschen, bekommt er einen Spiegel vorgehalten. Das macht ihn noch ablehnender. Als Kandidat fallen Sie damit sofort durch.
Mimikry nutzen, um Situationen zu lenken
Gelingt es Ihnen, den Chamäleon-Effekt unerkannt anzuwenden, können Sie damit Ihren Gesprächspartner beeinflussen. Besteht eine Verbindung zwischen ihnen, werden mit der Zeit auch Sie unbewusst nachgeahmt.
Nutzen Sie das, um Spannungen abzubauen. Schaut beispielsweise der Recruiter grimmig, so sollten sie vermehrt lächeln. Redet Ihr Gegenüber laut, dann können Sie auf seiner Lautstärke beginnen und dann langsam leiser werden.
Studieren Sie eine Mimikry-Taktik ein
Steht bei Ihnen bald ein Bewerbungsgespräch an? Dann üben Sie die menschliche Verhaltensmimikry mit verschiedenen Personen in unterschiedlichen Situationen. Zum Beispiel beim Abendessen mit der Familie, beim Dinner mit Ihrem Partner oder beim Spieleabend mit Freunden. Lernen Sie, die anderen Menschen zu “lesen”, indem Sie ihre Körpersignale analysieren. Ebenso sollten Sie erkennen können, wann es besser ist, Ihr Gegenüber nicht nachzuahmen.
Die Ausnutzung des Chamäleon-Effekts ist kein Allheilmittel, um bei einem Bewerbungsgespräch punkten zu können. Aber das dezente Imitieren kann ein wichtiger Baustein für Ihren Erfolg sein.
Bilder: Adobe Stock, Landsiegel Seminar