Warum nennt man DevOps die „eierlegenden Wollmilch-Säue“ der IT?

Extrem vielseitig, herausfordernd und mitunter auch stressig - so sieht das Leben der DevOps-Spezialisten aus. Warum das so ist, erfahren Sie in unserem Experten-Interview.

Weshalb sind DevOps so gefragt?

Wenn Sie Plattformen für Stellenanzeigen wie die Ratbacher IT Jobbörse durchforsten, merken Sie ziemlich schnell, dass zahlreiche Unternehmen händeringend nach neuen Tech- und Digital-Experten suchen. Die Firmen schreiben mannigfaltige Jobs aus, darunter ist auch die Position des DevOps Engineers immer häufiger zu finden.

Was ist eigentlich ein DevOps Engineer? Welche Fähigkeiten müssen diese IT Spezialisten haben? Wie sieht der Arbeitsalltag aus? In welchen Branchen sind DevOps-Experten besonders gefragt? Und wie gut sind die Karriereaussichten?  

Diese und weitere Fragen haben wir Masiar Ighani gestellt. Masiar Ighani ist Geschäftsführer der Skillbyte GmbH und arbeitet seit vielen Jahren im Bereich DevOps.

Ratbacher: Herr Ighani, was ist ein DevOps Engineer?

Masiar Ighani: Ein DevOps Engineer spielt eine zentrale Rolle in modernen IT Teams. Er hilft dabei, Softwareentwicklung (Dev) und IT Betrieb (Ops) enger miteinander zu verknüpfen. Das Hauptziel von DevOps ist es, den Entwicklungs- und Bereitstellungsprozess von Software zu beschleunigen, zu optimieren und zu automatisieren, um schnellere, zuverlässigere und effizientere Software-Releases zu ermöglichen.

Ein DevOps Engineer kombiniert also die technischen Fähigkeiten der Softwareentwicklung, Systemadministration und Netzwerkverwaltung, um den gesamten Software-Lebenszyklus zu überbrücken und zu verbessern.
 

Wie sieht die Arbeit eines DevOps Engineers in der Praxis aus?

Im Arbeitsalltag fällt der DevOps-Job extrem vielseitig aus. Man muss zum Beispiel mit selbst programmierten Skripten die Build-, Test- und Deployment-Prozesse automatisieren. Derart sollen die Paradigmen “Continuous Integration” und “Continuous Deployment” gemeistert werden.

Auch das Thema “Infrastructure as Code” ist wichtig. Dabei kommen Tools wie Terraform und Ansible zum Einsatz. Und mit Prometheus, Grafana oder ELK Stack überwacht man die Systemgesundheit und findet schnell Probleme. Und um die Infrastrukturen zu skalieren, muss sich ein DevOps Engineer mit On-Premise- und Cloud-Umgebungen beschäftigen.
 

Das klingt so, als würde man mit vielen verschiedenen IT Spezialisten zusammenarbeiten.

Ja, das stimmt. DevOps-Experten tauschen sich ständig mit Softwareentwicklern, Systemadministratoren, Testern und anderen IT Profis aus, um eine reibungslose und effiziente Softwarebereitstellung zu gewährleisten.

Zusammen arbeiten sie daran, die Prozesse, Tools und Infrastrukturen zu optimieren. Und auch die Umsetzung von Security-Maßnahmen ist wichtig. Hier spricht man dann von DevSecOps.
 

Man könnte auch sagen, ein DevOps Engineer ist eine “eierlegende Wollmilch-Sau”, also ein echter Tausendsassa, oder?

Ja, als DevOps Engineer wird man oft so betrachtet, da man eine Vielzahl von Fähigkeiten und Kenntnissen aus verschiedenen IT-Bereichen besitzen muss.
 

Das klingt nach einem sehr herausfordernden oder gar stressigen Job. Ist das so?

Es ist wahr, dass die Rolle des DevOps Engineers oft als anspruchsvoll und manchmal stressig angesehen wird. Das hat mehrere Gründe. Zum einen muss ein DevOps-Spezialist ein breites Wissensspektrum haben und dieses ständig erweitern, da sich die IT-Welt rasant weiterentwickelt. Dies kann einen immensen Druck erzeugen.

Zum anderen tragen DevOps-Experten viel Verantwortung. Sie arbeiten an der Schnittstelle zwischen Entwicklung und Betrieb. Dementsprechend müssen sie dafür sorgen, dass die Software einwandfrei funktioniert. Und die IT Systeme haben stabil und sicher zu laufen. Kommt es zu Problemen, wird erwartet, dass das DevOps-Team schnell eine Lösung findet.
 

Developer wollen möglichst häufig Releases veröffentlichen, Operations-Experten möchten dagegen eine stabile, “unangetastete” Infrastruktur haben. Wie lassen sich diese gegensätzlichen Sicht- und Arbeitsweisen unter einen Hut bringen?

Die Spannung zwischen Entwicklern, die häufige Releases und neue Features wünschen, und Operations-Experten, die Stabilität und Zuverlässigkeit priorisieren, ist ein zentrales Dilemma, das DevOps zu adressieren versucht. DevOps ist somit nicht nur eine Rolle, sondern ein Mindset und eine Methodik, um Features schnell und zuverlässig auszurollen. Das geht unter anderem nur, wenn man schnell Dinge ausprobiert, Lehren zieht und korrigiert.

Wie findet man den Einstieg ins DevOps-Business? Welche Ausbildung bzw. welches Studium und welche Fortbildungen empfehlen Sie?

Der Einstieg ins DevOps-Business kann auf verschiedene Weisen erfolgen, da DevOps eine Kombination aus Kultur, Praktiken und Tools darstellt. Es gibt dafür keinen festgelegten Bildungsweg. 

Ein sehr guter Einstieg ist eine IT Ausbildung oder ein Informatik-Studium. Danach sollten Interessenten praktische Erfahrungen sammeln. Gute Einstiegspositionen sind Rollen wie Systemadministrator, Netzwerkadministrator, Softwareentwickler oder IT Support. Auch ein Praktikum in einem Unternehmen, das DevOps-Dienstleistungen anbietet, hilft sehr.

Nach dem Erlernen der Basics geht es daran, das Know-how zu spezialisieren. Es gibt viele Kurse und Trainingsprogramme, die sich auf DevOps konzentrieren, beispielsweise von Udemy und Coursera. Organisationen wie das DevOps Institute und große Unternehmen wie Amazon, Google und Microsoft bieten Fortbildungen an. Am Ende erhält man ein Zertifikat wie "Certified Kubernetes Administrator" oder "AWS Certified DevOps Engineer".
 

Welche Hard Skills benötigt man, um im DevOps-Bereich arbeiten zu können? Und welche Tools muss man beherrschen?

Uh, da gibt es sehr viel zu nennen. Zum Beispiel sind Kenntnisse in Tools wie Git unerlässlich, um die Code-Verwaltung und Code-Integration zu managen. Und Jenkins, GitLab CI, Travis CI oder CircleCI sollte jeder beherrschen, anders sind Continuous Integration und Continuous Deployment nicht zu realisieren. Zudem braucht man Kenntnisse in Technologien wie Docker und Kubernetes, um die Bereitstellung und Skalierung von Anwendungen zu erleichtern. 

Als DevOps Engineer muss man auch Erfahrung im Umgang mit Hyperscalern wie Azure, AWS und der Google Cloud Platform haben. Und wer Skriptsprachen wie Bash, Python oder Perl beherrscht, kann Scripte entwickeln, um Abläufe zu automatisieren. 
 

Welche Soft Skills braucht man unbedingt?

Da DevOps-Experten die Brücke zwischen Entwicklung und Betrieb schlagen, ist es wichtig, effektiv mit verschiedenen Menschen kommunizieren zu können. Auch die Fähigkeit, gut in Teams und mit verschiedenen Stakeholdern zusammen zu arbeiten, ist ein “must have”.

Da es täglich neue Herausforderungen und Probleme zu lösen gibt, muss ein DevOps Engineer stets die Ruhe bewahren, kritisch denken können und lösungsorientiert arbeiten - und dabei stets flexibel sein. Und wie schon erwähnt, muss man im DevOps-Bereich eine hohe Lernbereitschaft haben und sich anpassen können. Nur wer sich ständig weiterentwickelt, kann Schritt halten.

Finden Sie Ihren Job als DevOps Engineer

In welchen Unternehmen sind DevOps heute gefragt? Und welche Branchen und Industrien werden in naher Zukunft nach DevOps-Experten suchen?

Alle Firmen, die ihre IT Infrastrukturen modernisieren möchten, benötigen heute und in Zukunft DevOps. Dabei spielt die Branche oder die Industrie keine Rolle. Die Zeiten des reinen On-Premise-basierten Server-Ansatzes sind vorbei. Heute zählen Geschwindigkeit und Skalierbarkeit.
 

Wie gut sehen die Jobaussichten für DevOps Engineers aus? 

Sehr gut, denn in der ganzen IT Branche gibt es einen eklatanten Fachkräftemangel. Das gilt auch für den Bereich DevOps. Somit haben alle, die sich in diesem Bereich auskennen, beste Job-Aussichten. Zudem haben Sie die Möglichkeit, ein sehr gutes Gehalt zu verdienen.
 

Vielen Dank für das Interview, Herr Ighani.

Bilder: Adobe Stock