Häufiger Jobwechsel in der IT: Wann ist das in Ordnung?

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IT-Experten wechseln oft ihre Stelle - Sie auch? Ist das gut oder schlecht für Ihre Vita? Zwei, drei, fünf oder zehn Jahre: Wie lange sollten Sie sich zurückhalten mit einem Jobwechsel? Wir geben Ihnen einige Erfahrungswerte und wichtige Tipps fürs richtige Timing.


Wie oft wechseln die Deutschen Ihren Job?

Einmal einen Beruf gelernt und das ganze Leben lang dabei geblieben: So sieht der Lebenslauf unserer Eltern und Großeltern aus. Beständigkeit und seltene Wechsel waren damals normal. Heutzutage ist die Lage ganz anders.

Es gibt zwar immer noch einige Menschen, die 20 oder 30 Jahre lang beim gleichen Unternehmen arbeiten, doch die gehören mittlerweile zur Ausnahme. Eine Studie von Stepstone fand heraus, dass deutsche Arbeitnehmer durchschnittliche alle vier Jahre in ein anderes Unternehmen wechseln. Die Häufigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Alter, der Berufserfahrung und der Branche.
 

Jobwechsel: Die IT-Branche hat eine hohe Fluktuation

Wie der IWD (Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft) 2017 ermittelte, gab es damals die höchste Fluktuation in der Land- und Forstwirtschaft, im Hotel- und Gastgewerbe sowie im Bereich Information und Kommunikation.

Laut dem “Randstad Arbeitsbarometer 2019” scheint die IT Branche andere Wirtschaftszweige in Sachen Jobwechsel überholt zu haben. “47% der Befragten in der IT Branche haben in den vergangenen sechs Monaten den Job gewechselt”, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. Damit sind die IT Experten unbeständiger als andere Arbeitnehmer.
 

Woher kommt der häufige Arbeitgeberwechsel?

Obwohl viele Deutsche eigentlich mit ihrem Job zufrieden sind, zeigen sich rund ein Drittel (Stand: 2019) für einen Wechsel offen. Das fand eine Erhebung von Forsa und Xing heraus. Warum? Weil die Arbeitnehmer mit einem Arbeitsplatzwechsel unter anderem ihr Gehalt, das Verhältnis zu den Kollegen und Vorgesetzten, den Arbeitsweg sowie Ihre Flexibilität verbessern möchten.
 


Sind diese Forderungen überzogen? Vielleicht in einigen Branchen, nicht aber im Bereich der Informationstechnik!
 

Warum IT-Experten so oft ihren Job wechseln können

Deutschland leidet seit vielen Jahren unter einem Fachkräftemangel. Ende 2019 gab es 124.000 offene Stellen für Tech- und Digital-Experten. “Innerhalb von zwei Jahren hat sich damit die Zahl der unbesetzten IT-Stellen mehr als verdoppelt”, so der Branchenverband Bitkom.

IT-Spezialisten sind also gefragt wie nie! Wie der Bitkom herausfand, suchen Unternehmen besonders häufig nach Software-Entwicklern, Anwendungsbetreuern, Data Scientists, Projektmanagern und IT Consultants. Dieses Ergebnis bestätigen unsere offenen Stellenangebote für IT Jobs. Auch im Spezialgebiet SAP gibt es viele freie Stellen.

Das bedeutet: Sind Sie ein IT-Experte, können Sie sich vor Angeboten kaum noch retten. Sie finden zahlreiche attraktive Jobs - ideal für eine “Rosinenpickerei”. Dazu gehört auch, einen unattraktiven Arbeitgeber bald wieder zu verlassen. Schließen stehen Ihnen Tür und Tor in anderen Unternehmen offen.

Diese Situation wird sich in den kommenden Jahren wohl kaum ändern. Ein Grund: Der Digitale Wandel schreitet mit großen Schritten voran, der Digitalisierungs-Druck auf deutsche Unternehmen nimmt zu.
 

Ist ein häufiger Jobwechsel in der IT gut oder schlecht?

Das kommt darauf an. 

Generell gilt: Wenn Sie als IT Fachmann viele Jahre bei der gleichen Firma sind und selten wechseln, wirkt das seltsam. Jedes Unternehmen und jeder Personalverantwortliche weiß, dass in der Tech-Branche aus verschiedenen Gründen eine hohe Fluktuation vorherrscht. 

Ein Arbeitnehmer, der lange in einer Stelle verweilt, macht den Eindruck, dass er sich nicht verändern möchte. Dabei sind Veränderungen in der schnell getakteten IT Branche wichtig. Sie müssen ständig dazulernen und Neues ausprobieren, um am Puls der Zeit bleiben zu können. Dazu gehört auch ein Jobwechsel für neue Blickwinkel.

Wechseln Sie dagegen häufig, wirft das ebenso ein seltsames Bild auf Sie. Das könnte zeigen, dass Sie unbeständig, ein schwieriger Kollege oder in Ihrem Fachgebiet ungeeignet sind.
 

Was beeinflusst den Blick auf Ihre Vita?

Wie erwähnt, gibt es verschiedene Faktoren, welche einen häufigen oder seltenen Jobwechsel beeinflussen. Zum Beispiel ist es bei jungen Arbeitnehmern normal, dass sie “Bäumchen-wechsel-dich” spielen. Sie sind frei, ungebunden und wissbegierig. Anders sieht es bei IT Experten zwischen 50 und 60 Jahren aus. Hier erwarten Arbeitgeber mehr Beständigkeit.

Auch die Region, in der Sie wohnen und arbeiten, spielt bei der Betrachtung eine wichtige Rolle. Unserer Erfahrung nach sind Unternehmen in Metropolregionen wie Köln entspannter, was kürzere Stationen im Lebenslauf angeht. In ländlichen Gegenden werden eher längere Abschnitte in der Vita präferiert. 

Zuletzt sollte auch Ihr Fachgebiet betrachtet werden. Sind Sie beispielsweise Spezialist für eine exotische Programmiersprache oder ein bestimmtes Modul, drücken Unternehmen ein Auge zu bei einem häufigen Jobwechsel. In der “SAP-Szene” wird sogar erwartet, dass sie Unternehmen öfter verlassen und neu durchstarten, um die verschiedenen Systemlandschaften besser kennen zu lernen.
 

Was ist der “ideale Zeitraum” für den Lebenslauf?

Verschieden HR-Experten wie auch wir von Ratbacher denken, dass Sie frühestens nach drei Jahren einen Jobwechsel forcieren sollten. Warum? Weil das einem normalen Zyklus in der IT entspricht. Der sieht ungefähr so aus:

  • ein Jahr Einarbeitung und Eingewöhnung
  • zwei Jahre, um tief in ein Großprojekt involviert zu sein - idealerweise mit einem wichtigen Milestone oder einem erfolgreichen Abschluss

Das bedeutet, wenn Sie nach zirka zweieinhalb Jahren in Ruhe mit der Jobsuche beginnen und nach ungefähr drei Jahren wechseln, ist das “unauffällig”.
 

Wann und wie Sie Ihren Job wechseln sollten

Wichtig: Überstürzen Sie nichts!

Das heißt, laufen Sie nicht zu schnell davon. Hinterlassen Sie keine verbrannte Erde. Versuchen Sie stets, Projekte so weit wie möglich sauber zu Ende zu bringen. 

Und überlegen Sie sich genau, warum Sie wechseln möchten. Ist das Gehalt wirklich so wichtig? Oder sind Sie mit anderen Dingen bei Ihrem Arbeitgeber unzufrieden? Lassen sich diese Probleme vielleicht ohne Jobwechsel lösen?

Diese Überlegungen sind einerseits für Sie selbst wichtig. Andererseits wird Ihnen ein Personaler bei einem Vorstellungsgespräch unter anderem diese Frage stellen: “Warum wollen Sie Ihren Job wechseln?” 

An dieser Stelle sollten Sie nachvollziehbare Argumente haben. Welche das sein können, erfahren Sie in unserem Ratgeber “Häufige Jobwechsel und Auszeiten im Job erklären: So machen Sie es richtig”.

Bild: Adobe Stock, Statista / Xing

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