Smalltalk im Vorstellungsgespräch: So können Sie lockere Gespräche bei der Bewerbung führen

Smalltalk ist mehr als nur eine unnötige Plauderei. Wenn Sie diese Form der Kommunikation beherrschen, können Sie im Bewerbungsgespräch ziemlich punkten.

Ein seichter Austausch, der für Entspannung sorgt

Klaus ist nervös. Extrem nervös. Gerade hat ihm eine Personalvermittlerin die Hand geschüttelt. Damit geht es nun los - das Bewerbungsgespräch. Das Gespräch, das seine berufliche Zukunft beeinflusst. Denn Klaus hat sich bei seinem Traumarbeitgeber beworben und möchte unbedingt die Stelle als Java Entwickler haben. 

Jetzt ist er in den Räumen, in denen er in den kommenden Jahren seine Arbeitszeit verbringen könnte. Oder auch nicht. Wie seine Bewerbung ausgeht, beeinflusst das anstehende Gespräch, das in wenigen Sekunden beginnen wird. Schweißperlen laufen Klaus’ Stirn herunter. Er hält die Spannung kaum aus. Was wird wohl die erste Frage sein?

Und dann kommt sie … und ist unerwartet harmlos. Die Personalvermittler fragt: “Wie war die Anreise?”. Klaus ist verblüfft. Und sprachlos. Mit diesem Einstieg hätte er nicht gerechnet. Soll er nun Smalltalk halten? Wie? Über was kann er reden, über was nicht? 
 

Lockere Gespräche statt harter Fakten

Geht es Ihnen so ähnlich wie Klaus? Sind Sie angespannt und aufgeregt, weil ein Vorstellungsgespräch ansteht? Das ist in Ordnung. Dass Bewerber nervös sind, das wissen Personalexperten. Deshalb versuchen sie, in den ersten Minuten die Nervosität und den Stresspegel zu senken. Ein probates Mittel: der Smalltalk.

Mit Smalltalk wird einerseits das “Eis gebrochen” und eine entspannte Atmosphäre aufgebaut. Zum anderen versuchen die HR-Mitarbeiter so herauszufinden, ob ein Bewerber gut reden kann und wie sympathisch er wirkt. 

Denn bei der täglichen Arbeit zählen nicht nur die Hard Skills, sondern auch die Soft Skills. Besonders in der IT, wo viele Menschen oft über Ländergrenzen hinweg eng zusammenarbeiten, um komplizierte Probleme zu lösen.

Was ist eigentlich Smalltalk? Was bringt das?

Smalltalk ist eine ungezwungene und lockere Form der Konversation, bei der das Ziel darin besteht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Dabei handelt es sich um oberflächliche und meist kurze Gespräche über alltägliche und unverfängliche Themen, die nicht tiefgründig oder bedeutungsschwer sind. Smalltalk wird auch genutzt, um Redepausen zu füllen und ein Gespräch aufrechtzuerhalten - insbesondere mit Personen, die einem fremd sind.
 

Warum Sie fürs Vorstellungsgespräch den Smalltalk üben sollten

Nicht jeder Mensch kann leichte oder oberflächliche Gespräche führen. Ist das bei Ihnen auch so? Dann müssen Sie es sich antrainieren, kurze Plaudereien zu halten - besonders, wenn bald eine Bewerbung ansteht.

Ein Vorstellungsgespräch besteht aus mehreren Phasen, grob gesagt aus: Anfang (Begrüßung), Hauptteil (“Faktencheck” und Gehaltsverhandlungen), Ende (Verabschiedung). Anfangs wie am Ende geht es meist locker zu, das ist der Teil für den Smalltalk.

Die entspannte Konversation ist allerdings mehr als nur das Intro und das Outro. Es beeinflusst maßgeblich, welchen Eindruck Sie bei dem Personalverantwortlichen oder Ihrem möglichen Vorgesetzten hinterlassen. Hier kommt der sogenannte Primacy-Recency-Effekt zum Tragen: Der erste und der letzte Eindruck prägen stark das Gesamtbild von Ihnen als Mensch und Bewerber. Läuft Ihr Smalltalk holprig oder gar schlecht, kann das Ihre gesamte Bewerbung negativ beeinflussen. 

Der lockere Austausch hat also mehr Einfluss, als Sie wahrscheinlich vermutet haben. Dementsprechend sollten Sie die einfache Konversation beherrschen, wenn Sie einen neuen Job suchen.

Beispiele, wie man Smalltalk im Bewerbungsgesprächen führt

“How are you?” - Das ist die Standard-Begrüßungsfloskel in US-amerikanischen Unternehmen. Im deutschsprachigen Raum verwendet man einen Einstieg wie “Wie geht’s Ihnen?” eher selten. Der Smalltalk bei einem Vorstellungsgespräch beginnt eher mit Fragen wie:

  • “Wie war Ihre Anreise?”
  • “Hatten Sie eine angenehme Zugfahrt?”
  • “Haben Sie gut zu uns gefunden?”
  • “Konnten Sie bei Ihrer Anreise ein paar Sehenswürdigkeiten unserer Stadt sehen?”
  • “Darf ich Ihnen etwas zum Trinken anbieten?”
  • “Konnten Sie schon einen kurzen Blick auf unsere Büroräume werfen?”

Sollte der Personalverantwortliche Ihnen keine Smalltalk-Fragen stellen, was sehr ungewöhnlich wäre, können Sie die Initiative ergreifen. Dann müssen Sie aber keine Fragen stellen, sondern beispielsweise mit lobenden Worten das Gespräch starten. Sagen Sie:

  • “Ein sehr schönes Firmengebäude haben Sie.”
  • “Ihre Büroräume wirken sehr hell und freundlich.”
  • “Vielen Dank für die sehr gute Wegbeschreibung.”
     

Vermeiden Sie diese Smalltalk-Fehler im Vorstellungsgespräch 

Antworten Sie bei einer Frage nicht nur mit einem schnellen “Ja” oder “Nein”. Formulieren Sie stattdessen komplette Sätze.

Nervöse Menschen verfallen gerne ins Labern, um ihre Anspannung zu überspielen. Doch beim Smalltalk gilt: Antworten Sie nicht zu ausufernd!

Negative Aussagen, Jammern oder gar Lästereien sind ein No-Go, selbst wenn Sie einen Grund dafür haben (beispielsweise, weil es bei der Anreise einen Stau gab).

Unterlassen Sie auch Eigenlob oder Prahlereien. 

Reagieren Sie nicht verzögert, indem Sie sich lange Denkpausen gönnen. Seien Sie lieber spontan bei Ihren Antworten.

Wissen Sie nicht genau, wie Sie auf eine Frage reagieren sollen? Dann liegt es vielleicht daran, dass Sie nicht richtig zugehört haben.

Der Personalverantwortliche möchte Sie zwar kennenlernen, trotzdem sollten Sie nicht all zu viel von sich erzählen.

Geben Sie möglichst wenig Details aus Ihrem Privatleben preis, am allerwenigsten irgendwelche Intimitäten.

Wenn Sie Fragen stellen, dann werden Sie nicht zu persönlich. Noch weniger sollten Sie flirten.

Reißen Sie keine Witze, denn Humor kann falsch verstanden werden. Zudem ist ein Bewerbungsgespräche eine seriöse Angelegenheit.

Sprechen Sie auf keinen Fall ein heikles Thema an. Dazu gehören unter anderem Religion, Politik, Sexualität und Finanzen. 

Über Sport zu reden, kann ein “Door Opener” sein - aber auch ein Reizthema, wenn Sie beispielsweise den falschen Fußballverein favorisieren

Auch übers Wetter sollten Sie keine großartigen Worte verlieren. Denn das ist ein ziemlich abgedroschenes Smalltalk-Thema.

Geben Sie keine Ratschläge oder Tipps für Verbesserungen. 

Stoßen Sie keine Diskussionen oder Debatten an.


Tipps, wie Sie einen guten Smalltalk führen 

Hören Sie Ihrem Gesprächspartner gut zu und gehen Sie freundlich auf seine Fragen ein.

Verwenden Sie nur positive Aussagen, um “good vibrations” zu verströmen.

Achten Sie auf Ihre Körpersprache, denn auch damit kommunizieren Sie. Wenn Sie darin geübt sind, können Sie auch den Chamäleon-Effekt anwenden.

Unterstreichen Sie Ihr Lächeln und Ihre offene Gestik mit einem sympathischen Tonfall und einem angenehmen Redetempo.

Überlegen Sie sich vorab oder spontan ein paar Themen für den Smalltalk. So könnten Sie, wenn Ihnen das Firmengebäude wirklich gefällt, das in Ihren “Plausch” einbauen.

Unter Umständen können Sie im Vorfeld etwas über Ihren Gesprächspartner herausfinden. Vielleicht ergeben sich so mögliche Punkte für die lockere Kommunikation.

Fazit: Hinterlassen Sie einen rundum positiven Eindruck

Seien Sie sich bewusst, dass der Smalltalk ein Einstieg zum eigentlichen Vorstellungsgespräch ist und Sie dabei bereits punkten können. Treten Sie hier schon sympathisch und - wenn es passt - fachlich kompetent auf. Das Gleiche gilt für das Ende der Bewerbung: Führen Sie auch hier eine zwanglose Kommunikation, die Sie in einem guten Licht dastehen lässt.

Bilder: Adobe Stock